Joseph Vicaire, US-amerikanischer Künstler, der sich in einen toten deutschen Mann verliebt hat und deswegen hier ist, spricht in diesem anregenden Gespräch mit Manuel Wolff über sein indianisches Blut, die Möglichkeit in einem Reservat in Kanada zu leben, US-Amerikanischen-Patriotismus und Wiedergutmachung in allen Bereichen.
BOING! Podcast Folge 46
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Joseph Vicaire: “Ich glaube, Kunst kann die Welt verändern“
Wieso heißt der US-Amerikaner mit indianischen Wurzeln und der Möglichkeit in Kanada zu wohnen, Joseph Vicaire, was französisch klingt? Das klärt sich ganz am Ende des Gespräches mit Manuel Wolff in Folge 46 im BOING! Podcast. Doch davor geht es um eine Menge, nämlich wie und warum der Theater-, und Filmemacher, Sänger, Schauspieler und Dozent überhaupt nach Deutschland kam, und wohin? Sauerland, Ostdeutschland, Bayern, Hamburg, Köln?
Es geht um Unterschiede zwischen Kanada und USA, vor allem dem Verhältnis zur indigenen Bevölkerung, und um Freundlichkeit und Oberflächigkeit, passiv-aggressive Höflichkeit und den Umgang mit Patriotismus, Nationalismus und wie faschistoide Strukturen entstehen könnten. es geht um Unterdrückung auf verschiedene Weisen, wie man nicht unamerikanisch sein darf und wie man gar nicht anders kann, wenn man so aufwächst, wie der Patriotismus langsam entweicht, wenn man nicht mehr damit so konfrontiert wird und ob das bei Lokalpatriotismus auch möglich ist. Wie man sich von Traditionen löst, wenn da keine Logik dahinter steckt und auch umgekehrt, wie es ist, wenn man sich nicht freiwillig, sondern unter Zwang mit der Geschichte des eigenen Landes beschäftigen muss.
Außerdem geht es um viel Theater und auch Spaß, was nach dem obigen ernsten Thema ungewöhnlich erscheint, doch Manuel und Joe gelingt es sehr leicht, auch bei anspruchsvollen Themen, Spaß zu haben.
Hier geht’s zu Joseph Vicaires Instagram, Twitter und Homepage.
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Zusammenfassung der Folge:
Joseph Vicaire: „‚Ja, aber’ gab’s bei mir nicht, ich hab’s einfach gemacht“
In exzellenter Tonqualität geht die Folge 46 des BOING! Podcasts los, wo Manuel Wolff direkt verkündigt, dass er seinen Gast Joseph Vicaire heiraten wird – was Manuels Freundin noch nicht wusste. Dann gibt es eine Frage an die Hörer, nämlich, was sie von den Podcast-Abo-Plänen von Apple und Spotify halten. Wobei es immer ein Risiko ist, Hörer was zu fragen, da die meistens stumm bleiben. Aber ihr gehört zu den guten, deswegen seid ihr sicher bereit, den Podcast zu supporten, daher schaut mal auf die „buy me a coffee“ – Seite, um einen Kaffee auszugeben, oder einen freiwilligen Betrag im Monat zu spenden.
Und schon geht das Gespräch mit Joseph Vicaire los und er verzichtet auf das Fifth Amendment, um schonungslos Alles zu berichten, was es zu berichten gibt und gibt gleich einen Überblick über verschieden amerikanische Akzente. Und seltsamerweise hat sich Joes Englisch in Deutschland verbessert. Er kam aus Boston, Massachusets.
Durch einen Schüleraustausch ist er nach Menden, Sauerland gekommen, um einen Monat später nach Bayern zu fahren. Nachdem er nach Montreal ist, wollte er aber zurück nach Deutschland, weil er die Sprache so toll fand. Was zur Hölle?
Und 1990 wenige Monate nach dem Fall der Mauer ist er direkt nach Ostdeutschland. Vor zwei Jahren ist Joseph Vicaire, der sich als Halbindianer bezeichnet, nach Kanada, um seinen indianischen Halbbruder zu besuchen, der dort im Reservat lebt und hat festgestellt, wie schön die Landschaft in Kanada ist. Dennoch mag er hier halt die Sprache. Man muss aber dazu sagen , dass Joe viel schöner deutsch spricht, als die meisten Deutschen.
Joe’s Tante hatte 16 Kinder, nur so am Rande. Und wenn er wollte, könnte er im Reservat leben, denn ihm steht dort ein Haus zu, welches die kanadische Regierung ihm bezahlen würde. In den USA in Maine hingegen, war er in einem indianischen Museum und als herauskam, dass Joe indianisch ist, kamen ganz seltsame Vorstellungen von Wiedergutmachung zu Tage.
Diese Thema hat Joe auch lange vernachlässigt, aber jetzt in der Corona-zeit, wo er anfing Filme zu machen, beschäftigte er sich immer mehr damit.
Nächstes Thema: Wie Joseph Vicaire und Manuel Wolff kennenlernten. Joe war einfach immer irgendwo da. Aus dem Nichts. Irgendwie Leute, die immer zufällig da sind. Tony Dunham und John Hudson auch.
Zurück zum Mauerfall. Joseph hat sich in einen toten Mann verliebt. Franz Schubert. Er liebte Kunstlieder, Schubert, Schumann, Mendelsohn. Also ist er nach Kanda direkt nach Köln gekommen, um an der Rheinischen Musikschule ein paar Produktionen zu machen. Stellte aber fest, dass klassisches Singen sehr anstrengend ist.
Nächstes Thema: Ed Wood, die Genialität des Regisseurs der schlechtesten Filme der Welt. Wobei der allerschlechteste „Manos, the Hands of Fate“, der nicht von ihm ist, noch wesentlich schlechter als „Plan 9 from outer Space“ „ ist. Und man kann hier auf Manuels Blog „Manos the Hands of Fate“ in ganzer Länge sehen.
Weiter geht’s nach Hamburg, Joseph Vicaire hat 20 Jahre im Schmidt Theater in Hamburg gespielt. Z.B. bei „Fifty Fifty“, bei „Sixty Sixty“, aber nicht bei „Im weißen Rössl am Wolfgangsee“. Überrascht stellen Joe und Manuel fest, dass sie einen gemeinsamen Bekannten haben, Steve Ray, der im Imperial-Theater „Freak Out“ gemacht hat und den Manuel kennen lernen durfte aufgrund einer Produktion von „Noises Off“ bei den University Players des anglizistischen Instituts an der Universität Hamburg. Manuel war für das Prop des Telefons verantwortlich.
Joe und Manuel kommen ins Schwärmen über die Großartigkeit des Stücks und über das Bühnenbild und die Genialität der Bühnentechnik. Dabei erfindet Manuel das Wort „ausmaximiert“.
„Einfach Machen“ ist Vicaire’s Maxime, was Manuel sehr amerikanisch findet, allerdings meint Joe, dass ihm das Land fremd geworden ist, wie sie denken, wie sie miteinander kommunizieren.
Joe nervt auch der amerikanische Patriotismus. Es hat ihn Jahre gebraucht, wie diese amerikanische patriotische Art so langsam aus seinem Körper entwichen ist. ein anregendes Segment über Patriotismus, Nationalismus, Lokalpatriotismus, Heimatliebe und wieso und woher und warum.
Und was hat es mit Fußball auf sich? Und wieso darf man in den USA alles sein, ausser Unamerikanisch, aber in Deutschland eben nicht? Die Sportarten in den USA haben allerdings viel kompliziertere Regeln. Wie kann das denn sein? Und wieso haben sie so viele Waffen?
Traditionen ohne Logik verteidigen, das ist ne ganz große Sache. Und zack sind wir nicht mehr nur bei den USA, sondern bei der Kirche. Ein Unwillen und eine Unfähigkeit die eigene Vergangenheit zu bewältigen.
Kommen wir zur Zukunft, was hat Joseph Vicaire vor? Er macht sehr viel mit Film, z.B. hat er 12 Sketche von Viktoria Burkert gedreht. Also, einfach mal bei Youtube auf „Joseph Vicaire“ Schauen.
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